Siedlung Wintershall Krumpa

Siedlung Wintershall Krumpa

Mit dem Bau des Treibstoffwerkes, begann auch der Bau von Wohnsiedlungen und Werkswohnungen. Der eklatante Zustand der Wohnungsfrage in den anschwellenden Industriegebieten der 20-er Jahre und besonders auch im Geiseltal, hatte 10 Jahre später zu einem allgemeinen umdenken geführt. So mussten die Werke sich durch politischen Druck und im eigenen Interesse den dringenden Fragen des Wohnungsbedarfs ihrer Gefolgschaft stellen.
Anfang 1937 begannen bereits die Bauarbeiten am Schortauer Weg und im Schortauer Nebenweg. Hier wurden für die Werksführung die zukünftigen Wohnhäuser errichtet. Im Dezember 1937 schloss man nachträglich mit der Mitteldeutschen Heimstätten G.M.B.H. Magdeburg und der Mitteldeutschen Wohnungsbaugesellschaft M.B.H. Magdeburg Verträge zum Bau der ersten Häuser und Werkswohnungen der Siedlung ab. So wurde die gesamte Planung, Grunderwerb, Bauausführung und anschließende Auflassung/ Vermietung von diesen Unternehmen übernommen. Die Strom- und Wasserentnahme für die Bauphase erfolgte über das Schulgebäude in Krumpa.

Preisverfügung Logiegeld 1937

Preisverfügung Logiegeld 1937

Bildquelle: Bote des Geiseltal 8.11.1937

ehem. Werksbeamtenhäuser Schillerstraße

ehem. Werksbeamtenhäuser Schillerstraße

Die Siedlung Krumpa bestand aus mehreren Bauabschnitten und Bauphasen, die in ihrer frühen Planung noch einen anderen Straßenverlauf in der Siedlung vorsah (Siehe Abbildung unten!). Das Gesamtkonzept sah eine Mischung aus Siedlerstellen und Werkswohnungen vor. So sollten die Siedlerstellen nach einer 3- jährigen Bewährungsfrist und Eignungsprüfung an das Gefolgschaftsmitglied aufgelassen bzw. übereignet werden. Sämtliche Zins- und Tilgungspflichten gingen mit der Auflassung auf den neuen Eigentümer über, der die ersten 3 Jahre eine monatliche Nutzungsgebühr von 25,- RM zu entrichten hatte. Bis Kriegsende wurden aber nur ein Teil der Siedlungsstellen aus unterschiedlichsten Gründen aufgelassen. Siedlungsstellen waren die heutige Karl-Marx- Straße (Schlageter- Str.), vordere Paul-Keller-Straße (Paul-Berck-Str.), R.-Breitscheid-Straße (Dr. Fritz-Todt-Str.) und Walther-Rathenau-Straße (H.-Göring-Str.). Die heutige Schillerstraße (H.-Wessel-Str.) und die hintere Paul-Keller-Straße (P.-Berck-Str.) waren der Beamtenschaft, Meistern und Technikern des Treibstoffwerkes als Mietwohnung/ Mietgrundstück vorbehalten. Der Straßenzug der E.-Thälmann-Straße (Werner-Gerhard-Str.) unterlag der Verfügung der Katorfabrik, die ein eigenständiger Betrieb im Treibstoffwerk war.

Siedlung Krumpa/ Erste Entwürfe 1937

Siedlung Krumpa/ Erste Entwürfe 1937

Siedlerstelle mit original 1930-er Jahre Giebelbeplankung

Siedlerstelle mit original 1930-er Jahre Giebelbeplankung

Im Oktober 1937 meldete die Mitteldeutsche Wohnungsbaugesellschaft M.B.H. Magdeburg die ersten 30 Angestelltenwohnungen (Schreiben v. 15.10.1937) bei der Ortspolizeibehörde Krumpa zur Rohbauabnahme an. Im November 1937 folgten 22 Siedlerstellen, 4 Volkswohnungen und ein Vierer- B- Block am Ende der heutigen Schillerstraße (Schreiben vom 25.11.1937). Die Siedlerhäuser sollten, laut Planung, bis Mitte Dezember bezogen werden. Der Zuzug für die Werkswohnungen sollte ab 1.1.1938 folgen. Mit dem Bau der Siedlung verpflichtete sich die Gemeinde Krumpa, in einem Schreiben vom 7. Mai 1937 gegenüber der Mitteldeutschen Heimstätten G.M.B.H Magdeburg, zu folgenden Punkten.

1. Krumpa legt im Lageplan festgehaltene Straßen und Wege an, so dass diese leicht begeh- und befahrbar sind.
2. Die Straßen und Wege werden innerhalb von 5 Jahren ordnungsgemäß ausgebaut.
3. Wasser- und Wasserhauptstränge müssen von den Nutznießern des Wassergeldes verlegt werden.

Volksschule Krumpa

Volksschule Krumpa

Bezüglich der Straßen und Wege musste jedoch die Gemeinde immer wieder auf Ihre abgegebene Erklärung aufmerksam gemacht werden.
Weiterhin wurde von den Gefolgschaftsmitgliedern bei Zuzug von der Obersten Schulbehörde Querfurt ein finanzieller Beitrag für schulpflichtige Kinder eingefordert. Dieser Beitrag verursachte kurzzeitige Verstimmungen mit dem Treibstoffwerk, da Wintershall seine Gefolgschaftsmitglieder als Opfer einer finanzschwachen Behörde sah. Später mündete dies in zwei separate Verträge mit der Gemeinde Krumpa und der Stadt Mücheln über eine finanzielle Zuwendung von je 40.000,- RM für beide Oberschulen.

Siedlung Wintershall Krumpa

Siedlung Wintershall Krumpa

In den Jahren 1944-1945 wurde die Siedlung immer wieder bei Angriffen auf das Treibstoffwerk getroffen und erheblich zerstört. Nach dem Kriegsende 1945 bestand jedoch die Mitteldeutsche Heimstätten G.M.B.H. auf Weiterzahlung der Mieten und Darlehen trotz Sperrung der Konten (Zusammenbruch des Zahlungsverkehres Ende des 2. Weltkrieges). Zur Begründung gab sie ebenfalls die Sperrung ihrer Konten an und das Bestreiten des Tagesgeschäftes aus dem erhaltenen Handgeld. Die ausgebombten Siedler erhielten Entschädigungszahlungen, die sich in Höhen von 200,- bis 250,-RM bewegten, was natürlich gegenüber den Wiederherstellungskosten sehr bescheiden war.