Freitag der 28. Juli 1944

Ammoniakwerk Merseburg

Pathfinder

Pathfinder

Angriff mit zielführenden Radar. F 42-97555 wurde auf der Mission, am 28.7.1944 nach Merseburg, abgeschossen

Bereits 7 Tage nach dem letzten Angriff produzierte Leuna wieder, wenn auch stark eingeschränkt. Dies blieb den amerikanischen und englischen Aufklärungsflugzeugen, die tagtäglich über Deutschland mittlerweile flogen, nicht verborgen. Die Planer der Angriffe in High Wycombe waren überrascht über die deutsche Fähigkeit der schnellen "Wiederingangbringung" der Produktionsanlagen. So kamen sie wahrscheinlich zu der Erkenntnis, dass nur ein massiver Angriff einen "fatal Blow" erzeugen könne. Man plante einen Doppelschlag, der dem 1. Angriff sofort am nächsten Tag einen 2. Angriff folgen sollte.
Für den Angriff am 28. Juli 1944 zog man insgesamt 766 Maschinen zusammen. Lützkendorf sparte man bei diesem Doppelschlag aus den Angriffsplänen aus, um vermutlich die volle Konzentration auf das Leitwerk der synthetischen Treibstofferzeugung - Leuna - zu erhalten. Am Ende konnten 645 Maschinen eine Anzahl von 6334 Bomben zu 500lbs bzw. 250Kg Sprengbomben über dem Zielgebiet abwerfen. Dieser Angriff wurde ausschließlich mit 500lbs/ 250Kg Sprengbomben realisiert und von der gesamten 1st Air Division, sowie dem größten Teil der 3rd Air Division geflogen. Während die 1st Air Division bei Orfordness den Kanal überflog, verlies die 3rd Air Division bei Cromer das englische Festland, um sich bei Rotterdam mit der 1st zu vereinen. Der Weiterflug erfolgte in S/ O Richtung bis nahe Bitburg und wurde dann in einen N/ O Kurs Richtung Ziel geändert. Gegen 9:33 Uhr erreichten die erste Welle das Leuna Werk. Auf Grund der starken Bewölkung von 9/10 bzw. 10/10 und der zusätzlichen Einnebelung des Werkes konnte nicht auf Sicht bombardiert werden. Die an der Spitze fliegenden Pathfinder versuchten nun mit Ihrem Bodenradar "Micky" das Werk zu lokalisieren. Man schwenkte aus N/ W Richtung über dem Ziel ein. Die 91st BG verfehlte das Ziel im Anflug und so entschied man sich weiter zu fliegen im Leipziger Flakgürtel und die Motorenwerke in Taucha anzugreiffen. Ein Unterfangen das 10 min. stärksten Flakbeschuss begleitete. Für Dave Hanst - Pilot in der 91BG auf der B-17 "Hikin, for Home" - eines der längsten und schrecklichsten Erlebnisse. Weiterhin kam es in der 452nd BG beim Anflug zu einer Kollision der Führungsmaschine mit der stellvertretenden Maschine Nr. 2. Da die Führungsmaschine offenbar Probleme mit ihrer Gegensprechanlage hatte, übergab sie das Kommando, kurz vor dem Bombenlauf, an Nr.2 in der Formation. Beim Wechsel der Positionen kam es dann zur folgenschweren Kollision beider Maschinen.
Mehrere Piloten und Crew- Mitglieder von den anfliegenden Verbände meldeten zum ersten Mal, die Sichtung von 5 Raketenjägern "Me 163". Die Raketenjäger wären jedoch, ohne an zu greifen, durch die Formationen gestossen. Dies würde den allgemeinen bisherigen Darstellungen wiedersprechen, dass die Raketenjäger "Me 163" erst Mitte August 1944 zum Einsatz kamen.

Rauchsäule über den Ammoniakwerk Merseburg/ Leunawerke

Rauchsäule über den Ammoniakwerk Merseburg/ Leunawerke

Bildquelle:www.fold.com

Dieser Angriff war mit einer der schwersten Angriffe auf das Ammoniakwerk. Obwohl nur 15% der abgeworfenen Bomben im Werksgelände explodierten, waren diese jedoch gleichmäßig auf das Gelände verteilt. Sekundär entstandene Brände und Explosionen, die durch die Vermischung von ausgetretenen Chemikalien und Gasen entstanden, verdoppelten die Wirkung des Angriffes. Immer wieder entflammten bereits gelöschte Brände, die die gesammte Werksfläche überzogen. Mehr als die Hälfte der abgeworfenen Bomben vielen östlich über das Werk hinaus. Ebenfalls im Anflugkorridor Bad Lauchstädt- Merseburg gab es etliche Zerstörungen, da, durch Flaktreffer der umliegenden Batterien, mehrere B-17 Notabwürfe tätigten. Auf die vorhandenen Scheinanlagen wurden nach amerikanischen Berichten insgesamt 1145 Bomben abgeworfen, was ca. 18% entspricht. Im Werk gab es 44 Tote und 185 Verletzte, die sich nach den Unterlagen des Ammoniakwerkes wie folgt zusammen setzten:

Gaskompressorenhalle

Gaskompressorenhalle

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3 Deutsche
7 Franzosen
3 Italiener
3 Kroaten
1 Holländer
1 Pole
7 Ostarbeiter
8 Ostarbeiterinnen
2 Tschechen
7 Militärinternierte
1 Weibl. E- Häftling
1 Staatenloser

36 Tote im Werk
8 Tote Freizeit (Vermutlich in Barackenlagern um das Werk)
10 Tote sonstige (?)
4 schwer verletzte Deutsche, 14 mittel schwer verletzte Deutsche, 37 leicht verletzte Deutsche
39 schwer verletzte Ausländer, 22 mittel schwer verletzt Ausländer, 69 leicht verletzte Ausländer

Nördlicher Teil Ammoniakwerk Richtung Merseburg

Nördlicher Teil Ammoniakwerk Richtung Merseburg

Bildquelle:www.fold3.com