Pfingstsonntag der 28.Mai 1944

Wintershall A.G., Werk Lützkendorf

Angriffsformation

Angriffsformation

Bildquelle: USAAF Photo 230-9

Bereits 16 Tage nach dem ersten Angriff sollten das Werk der Wintershall A.G. Lützkendorf in Krumpa und die Ammoniakwerke Merseburg in Leuna erneut angegriffen werden. Horst K. aus Neumarkt erinnerte sich auch an diesen Tag, als er und ein Freund mit dem Fahrrad nach Freyburg an die Unstrut zum Baden fahren wollten. Über Schortau ging es über die Feldwege Richtung Branderoda. Nach dem man den Ortsrand von Branderoda nördlich passiert hatte, fuhr man weiter Richtung Freyburg. Kurz hinter Branderoda hörten sie das Dröhnen der anfliegenden Verbände, gefolgt von dumpfen Schlägen der jetzt einsetzenden Flak- Artillerie und ihrem Sperrfeuer. Als Horst K. nach oben sah, konnte er die anfliegenden Maschinen sehen, die aus ihren geöffneten Bombenschächten gerade ihre totbringende Last abwarfen. Wie "Kleine schwarze Tropfen" soll es ausgesehen haben, als die Bomben aus den streichholzschachtelgroßen Maschinen fielen. Hastig wendete man die Fahrräder Richtung Neumark und fuhr auf dem kürzesten Weg wieder nach Hause. Hunderte von Flak- Schrapnellen (Reste der explodierten Granate) fielen zu Boden. Dies war nicht ungefährlich, da nicht nur Schrappnellen sondern auch die Granatböden und manchmal eine nicht explodierte Granate (Blindgänger) wieder herunter kamen.

Luftangriff der 487th Bomber Group

Luftangriff der 487th Bomber Group

Bildquelle: www.487thbg.org

Am 28. und 29.05.1944 setzte die 8. US Air Force zu einem Doppelschlag an. So sind die Ziele am Pfingstsonntag die Raffinerien und Hydrierwerke um Magdeburg, Merseburg, Schwarzheide und Zeitz - sowie die Junkers Werke Dessau und die Motorenwerke Taucha. Während die 15th Air Force aus Italien kommend, die rumänischen Erdölfelder um Ploiesti angreift. Die Tagesmeldung des OKW spricht von Küstenüberflügen mehrere hundert Kampfflugzeuge mit Begleitschutz gegen 11:40 Uhr. Angegriffen wurden 8 Hydrierwerke, 3 Luftrüstungswerke, Bahnhöfe und 7 Flugplätze.
Gegen 12:55 Uhr fliegen nochmals 100 B- 17 Flying Fortress mit Begleitschutz in den deutschen Luftraum ein und attackieren Köln. Bei diesem Angriff wird erstmals eine Gleitbombe GB- 1 eingesetzt, die von P- 38 Lightnings außerhalb der Flakzone abgeworfen wurde.

Wintershall A.G., Werk Lützkendorf
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14:59 Uhr Beginn des Angriffes
15:05 Uhr Ende des Angriffes
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487th Bomber Group

487th Bomber Group

Bildquelle: www.487thbg.org


Während im Frühjahr sich die Angriffe noch auf die Luftwaffe bezogen, so soll jetzt ganz gezielt die Treibstoffzufuhr für die rollende Kriegsmaschenerie lahm gelegt werden.
Bei dem Angriff am 12. des Monats fiel ein großer Teil der Bomben auf die Gemeinde Krumpa. Dieses wurde auch durch die Aufklärung registriert. Man versuchte nun Lützkendorf in West/ Ost- Achse anzufliegen, um sich der Bauart des Werkes anzupassen. Der IP für den Bombenlauf war diesmal Bad Frankenhausen. Das Plateau des Barbarossa- Denkmal war ein gut sichtbarer Orientierungspunkt. Die Klappen wurden geöffnet und der "Leader- Anführer" übergab den Bombenschützen der Führungsmaschine das Kommando. Im Anflug wurde die Leader- Maschine (Führungsflugzeug Lt. Hicks) der niedrigen Staffel von der Flak heraus geschossen. Die Gruppe musste sich während des Zielanfluges neu formieren und ein Stellvertreter- Maschine übernahm die Führung. Vielleicht ist dies der Grund, für einen Großteil der Einschläge im östlich vom Werk liegenden Ort Neumark. Unterlagen weisen auf einen Schaden von 20.000,-RM im Gemeinschaftslager Neumark hin (Polenlager), das sich zwischen dem Werk und Gemeinde Neumark befand. Weiterhin wurden bei diesem Angriff der sogenannte Europatank (Bau 301) getroffen und brannte aus. Die Rauchwolke des verbrennenden Öles stieg auf eine Höhe von 7000 m und wurde von anderen Maschinen, die Lützkendorf nicht zum Ziel hatten, gesichtet.

Brennende Tankgruppe 301- Europatank

Brennende Tankgruppe 301- Europatank

Bildquelle: W.Czepluch

Lützkendorf 28.5.1944

Lützkendorf 28.5.1944

Bildquelle: www.fold3.com

Die Angriffe am 28. Mai 1944 verursachte ein Schaden von 9.000.000,-RM. Alleine die Zerstörung der Tanks 301 D, E, F wurden mit 500.000,-RM angegeben. Ein Bericht der Wintershall A.G., Werk Lützkendorf gibt 2 zivile Opfer der Bombardierung an. Jedoch wiedersprechen heutige noch lebende Zeitzeugen dieser Darstellung. So gab es vor allen Dingen in den Gemeinden Kämmeritz und Neumark eine größere Zahl an zivilen Opfern. Eine genaue Zahl konnte jedoch bis jetzt nicht ermittelt werden.

Bericht vom 28.5.1944 Werk Lützkendorf

Bericht vom 28.5.1944 Werk Lützkendorf

Bildquelle: www.fischer-tropsch.org

Lützkendorf 28.5.1944

Lützkendorf 28.5.1944

Bildquelle: www.fold3.com

Lützkendorf 28.5.1944

Lützkendorf 28.5.1944

Bildquelle: www.fold3.com

Tank 301 - Europatank

Tank 301 - Europatank

Ausgebrannter Tank

Ausgebrannter Tank

Tankgruppe Schmierölfabrik

Tankgruppe Schmierölfabrik

Zerstörte Katorfabrik

Zerstörte Katorfabrik

Katorfabrik

Katorfabrik