Soldaten der 69th US Inf. Div im Geiseltal

Soldaten der 69th US Inf. Div im Geiseltal

Bildquelle: www.69th-infantry-division.com

Am 13. April 1945 besetzten amerikanische Truppen, von Schafstädt kommend, das Geiseltal und beenden den Krieg in dieser Region. Auf Grund des Abkommens von Jalta, das Deutschland in Besatzungszonen einteilte, war den Amerikanern klar, dass sie dieses Gebiet nach Kriegsende wieder räumen müssten. Demzufolge richteten Sie Ihr Hauptinteresse im Geiseltal auf die Dokumentation der Werksanlagen von Leuna, Lützkendorf und Schkopau. Waren sie doch mit die modernsten Werke der synthetischen Benzin- und Kautschukherstellung. Dabei dokumentierte man nicht nur die vorhandene Technik. Ebenfalls wurde für spätere Auswertungen durch die U.S. Air Force die entstandenen Bombenschäden an den einzelnen Werken festgehalten. Anfang Mai 1945 erfolgte eine Befragung von führenden Mitarbeitern des Treibstoffwerkes Lützkendorf. Am 18. Juni kam es zur Schließung des Werkes. Ende Juni 1945 räumten die amerikanischen Truppen das Geiseltal, da es ab 1. Juli 1945 Sowjetische Besatzungszone wurde (SBZ). Bei der Räumung nahm man sämtliche Patentunterlagen und führende Techniker des Werkes mit in die westlichen Zonen.

Schützenhausplatz Mücheln April 1945

Schützenhausplatz Mücheln April 1945

Quelle: Jed Henry, Middleton Wisconsin

Nach der Übernahme kam es es am 21. Juli 1945 zu dem Befehl Nr. 9 der sowjetischen Militärregierung (SMAD), der eine Wiederaufnahme der industriellen Produktion in SBZ vorsah. Mit dem Befehl Nr. 102 am 18. Oktober 1945 wurde der Wiederaufbau des Treibstoffwerkes Lützkendorf befohlen. Bereits Ende 1945 lieferte die Grube Cecilie wieder Kohle an Lützkendorf. Ab März 1946 kam es zu Lieferungen von Erdöl aus den österreichischen Feldern um Zistersdorf an die Schmierölfabrik. Diese wurden als Reparationsleistungen von Österreich an die Sowjetunion verbucht. Im Mai 1946 konnte man die Fischer- Tropsch- Synthese wieder in Betrieb bringen. Jedoch benötigte man ein Jahr, um sie wieder vollständig anzufahren. Weiterhin wurde am 20. Juli 1946 das Treibstoffwerk und die dazu gehörende Grube Cecilie in Lützkendorf zwangsenteignet und die Provinz Sachsen als Verwalter eingesetzt. Eine Beschwerde der Wintershall A.G. Kassel wies man im Dezember 1946 schriftlich ab. Die Hydrierungsanlage und andere Teile des Werkes wurden 1947/ 48 demontiert und als Reparation in die Sowjetunion verfrachtet.

Ab 1. Juli 1948 erfolgte die Firmierung im Verband Volkseigene Betrieb für Kohlenwertstoffe (VVB). Langsam versuchte das Werk seine Anlagen wieder auf den einstigen Stand vor 1944 anzufahren. Hinzu kamen in den Jahren 1950 bis 1953 soziale Bauten wie die Berufsschule und das Kulturhaus, Kindergärten in Krumpa und Mücheln, die Poliklinik, das Schwimmbad und weitere Werkswohnungen. Am 31. März 1951 wurde jedoch die Fischer-Tropsch-Synthese außer Betrieb genommen, da ihre Arbeitsweise zu kostenintensiv war im Zeitalter des Erdöls.
Bereits Ende der 50-er Jahre beschäftigte man sich mit der Erweiterung des Werkes, da der Absatz ständig anstieg. 1958 waren die Pläne zur Realisierung dieses ersten größeren Investitionsvorhabens der jungen DDR gefasst. So wurde diese neue Schmierölraffinerie an das vorhandene Altwerk bis 1967 angebaut. In den weiteren Jahren etablierte sich das Mineralölwerk Lützkendorf zum alleinigen Schmierölproduzenten der DDR. Zu dem Neuwerk wurde auch ein wissenschaftliches und technologisches Zentrum für Öle und Fette in Lützkendorf errichtet. 1970 gliederte man das Mineralölwerk Lützkendorf als Betriebsteil dem Hydrierwerk Zeitz (vormals BRABAG Zeitz) an. Dieses wurde dann dem Petrochemischen Kombinat Schwedt unterstellt. Im Jahre 1977 kam es zum Anschluss an die aus der Sowjetunion kommende Erdölpipeline "Freundschaft". Damit entfiel die Versorgung mit Rohöl durch Kesselwagen. Bis Ende der 80-er Jahre wurden immer wieder Neuinvestitionen getätigt, um das Werk am Laufen zu halten und sich auf neue Gegebenheiten einzustellen.

Die letzte Flasche Öl

Die letzte Flasche Öl

Im Zuge der Ereignisse des Jahres 1989 musste sich auch das Werk neuen Herausforderungen stellen. So kam es im Juni 1990 zur Herauslösung aus dem Hydrierwerk Zeitz und zur Gründung der Addinol Mineralöl GmbH Lützkendorf. Umstrukturieren, Ausgliedern und Entlassen waren die Schlagworte der folgenden Monate. Die zum Teil drastischen Maßnahmen sollten Addinol bei der Positionierung auf dem westdeutschen Markt helfen. So kam es auch zu dem einen oder anderen Teilerfolg. Mit verschiedenen Kooperationspartnern wurden neue Geschäftsfelder erschlossen.
Die Suche nach einem Investor gestaltete sich jedoch als schwierig. Selbst Wintershall, einstige Erbauer des Werkes, war nicht gerade interessiert. Nach vier Jahren und zähen Verhandlungen wurde dann, mit der IUG Innovative Umwelttechnik GmbH, doch noch ein Investor gefunden. Die Privatisierung erfolgte im Jahr 1994. Durch Querelen, um einen vom Land Sachsen Anhalt nicht gezahlten Investitionskredit über 65 Millionen DM, zog sich der Investor Ende 1996 zurück und lies die Privatisierung platzen. Addinol ging im Frühjahr 1997 in die Zwangsverwaltung und wurde bis 1998 abgefahren. Anschließend begann der Rückbau und somit das Ende der chemischen Industrie im Geiseltal.

1998...

Abriss Tank 7A

Abriss Tank 7A

Bildquelle: Addinol- Das Mineralölwerk Lützkendorf und seine Werkbahn, Verlag B. Neddermeyer/ Berlin 2000