August - Dezember 1940

Handley Page H.P.52 Hampden

Handley Page H.P.52 Hampden

Bildquelle: Wikipedia Commons

Der vermutlich erste geplante Luftangriff auf das Werk der Wintershall A.G. in Lützkendorf, und somit auf das Geiseltal, fand in der Nacht vom 19. zum 20. November 1940 statt. Seit Mai 1940 bombardierte die RAF bereits Öl- und Industrieanlagen vorwiegend im westlichen Teil Deutschlands. Auf Grund eigener Verluste schwenkte die RAF in der zweiten Hälfte des Jahres 1940 auf Nachtangriffe über. Diese Angriffe hatten jedoch nicht die durchschlagende Kraft der späteren Angriffe der Jahre 1944/ 45. Die Schäden im Ammoniakwerk Merseburg und im Werk Lützkendorf waren überschaubar. So kreisten Piloten oft minutenlag über Ihrem gebrieften Ziel, um es zu identifizieren. Das Karten- und Bildmaterial, wenn vorhanden, war noch recht spärlich. Anschließende Bombardierungen waren auf Grund des Fehlens von geeigneten Zieleinrichtungen ungenau. Aus Internetrecherchen geht hervor, das 5 Flugzeuge des 49. Squadron der RAF am 19./ 20.11.1940 unterwegs waren, um das Werk Lützkendorf zu bomdardieren. Insgesamt waren an dieser Operation 21 Hampden beteiligt, die sich gegen Lützkendorf und die Skoda- Werke in Pilsen richteten. Von den 5 Flugzeugen des 49. Squadron gaben 2 Flugzeuge an, dass primäre Ziel bombardiert zu haben. Ein Flugzeug bombardierte ein sekundäres Ziel und ein Flugzeug kehrte mit seiner Bombenladung zurück. Die 5. Maschine stürzte wahrscheinlich über der Nordsee ab und gilt seitdem als vermisst.

Ammoniakwerk Merseburg

Ammoniakwerk Merseburg

Bildquelle: www.dasgeiseltal.de

Waldbad Leuna Winter/ Frühjahr 1941

Waldbad Leuna Winter/ Frühjahr 1941

Bildquelle: Horst Trümper

Den Angriff auf die Anlagen des Werkes Lützkendorf am 19./ 20. November, waren bereit 3 Nachtangriffe auf das in 15Km Entfernung liegende Ammoniakwerk Merseburg in Leuna voraus gegangen. In einem späteren Bericht des "U.S. Strategic Bombing Survey - Oil Division" von 1947 wurden über die insgesamt 5 Angriffe der RAF auf das I.G. Farben Werk in Leuna folgende Angaben gemacht. So wurde Leuna bereits in der Nacht vom 16./ 17. August 1940 das erste Mal angegriffen. Jedoch waren dieser und die folgenden Angriffe so leicht und es gab so wenig Treffer, dass kein detaillierter Überblick über die Ergebnisse dieser Angriffe erstellt wurde. Die einzigen Erkenntnisse zu Beschädigungen erhielt man erst 1945, als amerikanische Offiziere führende Mitarbeiter des Werkes verhörten.

Wäldchen am Waldbad Leuna Winter/Frühjahr  1941

Wäldchen am Waldbad Leuna Winter/Frühjahr 1941

Bildquelle: Horst Trümper

Insgesamt fielen bei den 5 Angriffen 1940 nur 24 Bomben in das Werksgelände. In der Nacht vom 16./ 17. August 1940 bombardierten 10- 12 Flugzeuge bei hellem Mondlicht in einer Höhe von 3000 bis 4500 ft (ca. 1000 - 1300m) das Leuna Werk mit 19 x 250lbs (113 Kg) Bomben und 31 x 4lbs (1,8 Kg) Brandbomben. Davon fielen 10 x 250lbs Bomben ins Werksgelände, wobei 3 davon UXB's (unexploded bombs = Blindgänger) waren. Die anderen Bomben fielen auf das zum Werk gehörende Wasserwerk Daspig. Es entstanden Krater von 15 bis 20 ft (4,5 - 6m) Durchmesser und 5 bis 10 ft (1,5 - 3m) Tiefe. Weiterhin entstanden einige kleinere Feuer. Der 2. Angriff folgte bereits in der Nacht vom 28. auf den 29. August 1940 mit mehreren Flugzeugen in einer Höhe von ca. 12.000 ft (3657m). 30 Bomben wurden abgeworfen wovon 14 Bomben (Keine Angabe über Gewicht oder Größe!) im Werksgelände explodierten. Weiterhin fand man zwei 4 lbs Magnesium Brandbomben im Werk. In der Nacht vom 15. auf den 16. Oktober wurde durch ein Flugzeug 12 Bomben (Wahrscheinlich kleinerer Größe!) abgeworfen die jedoch das Werk verfehlten. In der darauf folgenden Nacht wurde abermals durch ein Flugzeug 4 Bomben abgeworfen, die im östlich gelegenen Stadion einschlugen. Ein letzter Angriff soll sich in der Nacht vom 15. auf den 16. Dezember ereignet haben. Hier spricht man in dem Report von 2 Wellen von Flugzeugen die 15 Bomben abwarfen von dem jedoch ebenfalls keine im Werk explodierte und von denen zwei Bomben Blindgänger (UXB) waren.

Spergauer Str. 55 Leuna zerstört im August 1940

Spergauer Str. 55 Leuna zerstört im August 1940

Bildquelle: Horst Trümper

Eine weitere Quelle für die Angriffe der RAF ist der Jahresbericht des Ammoniakwerk Merseburg für das Jahr 1940. Darin spricht man jedoch von 7 Angriffen. Aus unbestätigten Quellen, könnten es sich bei diesen zwei weiteren Angriffen, um Angriffe des sekundären Zieles bzw. frei gewählten Zieles, in der Nacht vom 22./ 23. Mai und die Nacht vom 17./ 18. Juni 1940, handeln. Primäres Ziel für diese beiden Angriffe müssen wohl Industriegebäude im Leipziger Raum gewesen sein. Jedoch ist dies bis jetzt unbestätigt.
"...Leuna stand im Jahre 1940 ganz im Zeichen des Krieges. Das Werk wurde 7 mal von feindlichen Fliegern angegriffen, davon erfolgten 4 Angriffe mit Bombenabwürfen in das Werk. Im Werk wurden 40, in der näheren Umgebung außerdem rund 80 Bomben abgeworfen. 5 Gefolgschaftsmitglieder wurden verwundet. Sachschäden wurden im Werk für rund RM 2 Mill. verursacht. Die Produktionsausfälle durch Feindeinwirkung betrugen insgesamt 9 600 t, davon 3 300 t Benzin, 1 000 t C2-C4 - Kohlenwasserstoffe, 2 900 t Stickstoff und 1 100 t Alkohole. Fliegeralarm wurde in 36 Nächten 42 mal mit einer Gesamtdauer von 80 Stunden gegeben..."

Kindergarten Leuna 29. August 1940

Kindergarten Leuna 29. August 1940

Bildquelle: Horst Trümper

Wintershall A.G., Werk Lützkendorf

  • In der Nacht vom 26.-27. Oktober 1940 explodierte bei Abwehrmaßnahmen der Flak im Betriebsbüro Bau 77 eine Flakgranate. Der Sachschaden wurde auf 570,- RM beziffert. Ursache war das Versagen des Zeitzünders der Granate.

I.G. Farben Deutsche Grube Elise II - Mücheln

  • Schriftwechsel über einen Entschädigungsantrag wegen Flakbeschuss bei Abwehrmaßnahmen im Dezember 1940 und herab fallender Splitter und Granatböden auf Dächer der Werkstatt und des Magazins.

  • Bescheid des Landrates Querfurt vom 8.1.1941 über eine Entschädigungszahlung von 127,05 RM wegen eines Sachschadens durch eine Bombenexplosion am 22.11.1940.

  • Bescheid des Landrates Querfurt vom 14.3.1941 über die Entschädigungszahlung von 257,99 RM wegen Flakbeschuß in der Zeit von Sept. - Dez. 1940 wegen Abwehrmaßnahmen gegen feindliche Flieger.

  • Schadensaufstellung für Schäden der Bombenabwürfe in der Nacht vom 14.8./ 15.8.1940. 4 Bomben mittleren Kalibers wurden in der Nähe zur Grube Elise II abgeworfen. Die Wohngrundstücke Seilbahnstrasse 21- 24 wurden beschädigt.