Wintershall A.G., Werk Lützkendorf
An diesem Freitag startet abermals die amerikanische 8. US Air Force einen Angriff auf die mitteldeutsche Treibstoff- und Maschinenindustrie. Diesmal sind die Ziele die Treibstoff- und Hydrierwerke in Böhlen, Leuna, Lützkendorf - sowie die Flugzeug und Motorenwerke in Aschersleben, Bernburg, Halle, Taucha und die Erla- Maschinenwerke in Leipzig.
"Very Deadly Target", war die Bleistiftnotiz eines amerikanischen Tail- Gunners (Heckschütze) hinter diesem Tagesziel. Und in der Tat war der Flakgürtel um Merseburg/ Leipzig seit dem 12. Mai 1944 enorm verstärkt worden. Bis zu 500 Flak- Geschütze bildeten jetzt den Ring um die so wichtigen Hydrier- und Treibstoffwerke. Zudem wurden die dt. Jagdgeschwader umgruppiert, um einen besseren Schutz der Anlagen zu gewährleisten. Die 8. US Air Force sollten an diesem Tag 37 Bomber verlieren und 6 Jäger (Strategic Operations 8. US Air Force).
Die 447th BG, deren Ziel Leuna sein wird, gibt für das Briefing der Besatzungen 2:20 Uhr an. Der Abflug erfolgt um 4:50 Uhr. Diese Angaben decken sich mit den Angaben der 388th BG, die Böhlen als Ziel zugewiesen bekamen.
Nach der Firmierung im südenglischen Raum, beginnt gegen 07:00 Uhr der Überflug der Bomber Groups der 1. und 3. Bomber Division über die englische Küste in Richtung Rotterdam. Die 2. Bomber Division wird weiter nördlich bei Borkum einfliegen. Gegen ca. 9:30 Uhr fliegen die ersten Spitzen in den mitteldeutschen Raum ein und bombardieren ihre Ziele. Auf Lützkendorf fliegen insgesamt 102 Maschinen (nach Strategic Operations 8. US Air Force).
Zu den 102 Bombern die Lützkendorf angriffen, kamen noch einmal mehrere Maschinen der 388th BG hinzu. Auf Grund von Verspätungen beim Überflug der englischen Küste, erreichte der Verband der 388th BG ihr zugewiesenes Ziel Böhlen mit 30 min. Verzögerung. Dies führte zu einer großen Konzentration von verschiedenen Bomberverbänden im Zielgebiet und einer Kollision zweier B-24 bei Eisleben, als an- und abfliegende Verbände sich auf selber Höhe begegnen.
Der Tagesbericht der 388th BG vermerkt für die Bomber, die der Situation so auswichen, dass sie das sekundäre Ziel angriffen. Der Abwurf erfolgte aus einer Höhe von 24.900 Fuß gegen 10:08 Uhr. Flakbeschuß im Zielgebiet war mäßig. Drei Messerschmidt 109 wurden gesichtet, die den Verband jedoch nicht angriffen. Die Landung der ersten zurückkehrenden Maschinen erfolgte ab 12:56 Uhr auf der Basis Knettishall.
Aus den Unterlagen des Landesarchiv Merseburg geht hervor, dass am 07. Juli 1944 durch die Angriffe ein Gesamtschaden am Treibstoffwerk Lützkendorf von 12.000.000,-RM entstanden ist. Davon fallen auf Roh-, Halb- und Fertigprodukte alleine 2.439.728,-RM an. Auf das Gemeinschaftslager 65.000,-RM und Strafgefangenlager 75.000,-RM. Gemeinschaftslager und Strafgefangenlager enthalten den Zusatz:" Geschätzt, da zu umfangreich!". Im Gut Petzkendorf entstand ein Schaden von 85.000,-RM. Tank 301 a und b zu 100% und zu 75% zerstört. Im Müchelner Ortsteil Neubiendorf fallen 63 Bomben, vorwiegend der Größe 500 lbs. Dabei werden 4 Häuser zerstört, 8 Häuser schwer beschädigt und 76 Häuser mittel bis leicht beschädigt.
Fliegeralarm bestand von 09:01 Uhr bis 10:57 Uhr. Die Bombenabwürfe erfolgen von 09:10 Uhr bis 10:15 Uhr.