Horst Erich Reinhold August von Wunsch

Horst von Wunsch

Horst von Wunsch

Direktoren der OJS: H. v. Wunsch links stehend, C. W. Buente rechts stehend, K. Albrecht 2.v. l. sitzend

Quelle: 100 Jahre Schindler , Müller/ Schlapkohl, Husum-Verlag

Horst v. Wunsch wurde am 11. April 1905 in Hamburg geboren. Seine Kindheit verbrachte er, laut eigenen Angaben in Entnazifizierungsakten, größtenteils in der Schweiz. Bis 1929 arbeitete er im elterlichen Betrieb A. Engisch & Co. in Basel die Nähseide herstellte. Nach dem das Unternehmen Konkurs anmeldete, begann er als kaufmännischer Angestellter bei der Rhenania-Ossag Mineralölwerke A.G. Düsseldorf und wechselte später in die Hauptverwaltung nach Hamburg. Hier stieg er zum Leiter der Abteilung "Motorenöle und Luftfahrt" auf und erhielt im Unternehmen Prokura. In den Jahren 1933/34 bekam v. Wunsch mit seinem Arbeitgeber (Deutsche Shell - Rhenania-Ossag Mineralölwerke A.G. Düsseldorf) Schwierigkeiten, da er die NSDAP ablehnte und der DAF zuerst nicht beitreten wollte. Später trat er, nach eigenen Angaben, den NSFK (1934 o. 1935), DAF (1935), NSV (1935), NS Altherrenbund (1935) und dem Reichsluftschutzbund (1940) bei. In späteren Entnazifizierungsakten gibt er die Mitgliedschaft als Zwangsmitgliedschaft an, die von Shell gefordert wurde. Seine Mitgliedschaft im NS Altherrenbund resultiert aus der früheren Studentenverbindung "Palatia" der Universität Karlsruhe.

Im Jahr 1940 beendete er sein Arbeitsverhältnis aus persönlichen Gründen und wird Geschäftsführer der Oelwerke Julius Schindler GmbH (OJS) in Hamburg. Dieses Unternehmen gehört seit 1938, durch Arisierung, zur Deutsche-Raffinerie AG (DEURAG-NERAG) Misburg bei Hannover. Sein Netto-Gehalt bei den Oelwerken Julius Schindler betrug 20.000,- RM per annum, welches um 5000,- RM höher war, wie als Prokurist bei der Rhenania-Ossag. Als Schlüsselkraft in der Erdölindustrie ist er während der Kriegsjahre 1939-1945 u.k. (unabkömmlich) gestellt. H. v. Wunsch reist mehrfach jährlich für Rhenania-Ossag und später für die Ölwerke Julius Schindler zu Kundenkontakten in verschiedene europäische Länder, nach Kriegsbeginn sind diese auf verbündete oder besetzte Gebiete begrenzt. Nach den Ereignissen um den 20. Juli 1944 wird im sein Reisepass entzogen.

Oelwerke Julius Schindler G.M.B.H.

Oelwerke Julius Schindler G.M.B.H.

In einem Anschreiben vom 28. Januar 1946 an die Verwaltung der Hansestadt Hamburg - Landwirtschaftsamt - ,weist H. v. Wunsch im letzten Absatz auf folgendes hin, welches er im Fragebogen zu seiner Person und Tätigkeit im 3. Reich nicht erwähnt hätte.

"...Ich habe in den Fragebogen nicht erwähnt, dass ich über meinen aktiven Einsatz gegen das Regime in Verbindung mit den Ereignissen des 20.7.44 eine schwedisch-amerikan. Bestätigung vom 15. Oktober 44 erhielt..."

Diese Bestätigung scheint H. v. Wunsch von dem schwedische Ölhändler Eric Erickson in der Tat erhalten zu haben, als er in der Zeit vom 9. bis zum 20. Oktober 1944 Deutschland bereiste, um mit A. Rosterg die besagten Treibstoffwerke zu inspizieren und Radolfzell am Bodensee einer seiner Stationen war (Wangen/ Radolfzell war private Wohnadresse von H. v. Wunsch). In dem Nachlass, den E. S. Erickson hinterließ und der sich heute in schwedischen Archiven befindet, gibt es eine Kladde/ Manuskript mit der Aufschrift "Arsberättelse 1944 E. S. Erickson" . Auf Seite 23 schreibt E. S. Erickson, dass H. v. Wunsch als Assistent von H. Brochhaus (DEURAG/ NERAG) ihm große Hilfe zukommen lies und H. Brochhaus, der in Erickson's Aufzeichnungen immer irrtümlich als "Brockhaus" Erwähnung findet, hierüber in Unkenntnis gelassen wurde. Als Gegenleistung bestätigte Erickson die Mitarbeit v. Wunsch schriftlich in einem Dokument das auf Erickson's Firmenpapier, der Pennco Bensin A/B, geschrieben wurde. Dieses Dokument sollte H. von Wunsch, im Falle der Besetzung durch die Alliierten, eine Rückversicherung sein.

Darin steht geschrieben nach E. S. Erickson Aufzeichnungen:

"...

An den amerikanischen oder britischen Offizier,

der Autor ist Eigentümer des oben genannten Unternehmens und Absolvent der Cornell Universität. Er hatte im Interesse der Alliierten Deutschland bereist und wurde von Hr. Horst von Wunsch unterstützt. Sie werden daher alle Hilfe, die er benötigt, auch in dem Ausmaß, ihn notfalls außer Landes zu bringen, veranlassen. Diese Erklärung hat die Zustimmung des amerikanischen Gesandten in Schweden Hr. Hershel Johnson und Hr. Walter Surry von der selbigen Gesandtschaft. Die Bestätigung des oben genannten, kann in Schweden bei den benannten Stellen eingeholt werden.

gezeichnet

E. S. Erickson

..."

Weiterhin gibt v. Wunsch in einem Ergänzungsbogen zu dem Fragebogen (Addendum to Fragebogen/ 28. Januar 1946, Entnazifizierungsakte) an, dass folgende Personen Aussagen zu seiner politischen Einstellung machen könnten:

  • Hr. W. Hill Direktor Luftfahrtabteilung Shell, Asiatic Petr. Co, London, St.Hellens Court, Great St.Hellens

  • General Jim Doolittle