Hans Brochhaus

Hans Brochhaus

Hans Brochhaus

Quelle: Erdöl und Kohle/ 3. Jahrg./ Aug. 1950/ Nr. 8

Hans Brochhaus wurde am 28. Februar 1895 in Olpe/ Rhld. geboren. Von 1901 bis 1909 besuchte er die Volksschule in Olpe/ Rhld. Auf Grund des frühen Tod des Vaters waren die Lebensumstände der achtköpfigen Familie Brochhaus wirtschaftlich schwierig und eher bescheiden. Dies verhinderte, laut eigenen Angaben, den Besuch einer höheren Bildungseinrichtung. Anschließend begann H. Brochhaus eine Lehre in der Kommunalverwaltung Olpe/ Rhld. und ging 1912 als Kommunalgehilfe nach Kürten/ Rhld., und wechselte abermals 1913 in gleicher Stellung in die Verwaltung der Gemeinde Overath/ Rhld.. Ab 1920 bis 1923 besuchte er die Verwaltungsschule in Köln und wird 1921 in Overath/ Rhld. zum Bürgermeister berufen auf Lebenszeit. Ab 1923 studiert er 8 Semester Volkswirtschaft und nimmt 1925 eine Anstellung der Gewerkschaft Elwerath an als Kaufmännischer Leiter. Später wird er Vorstandsmitglied der DEURAG und NERAG. Weiterhin kam er durch seine Position in verschiedene Aufsichts- und Beiräte von der Gewerkschaft Elwerath nahestehenden Gesellschaften (z. B. Westfalenbank, Lothringen Aktiengesellschaft, Kontinentale Öl Aktiengesellschaft, Lothringer Handelsgesellschaft, Landesbeirat Commerz- und Privatbank Aktiengesellschaft).

Im Jahre 1932 wurde Brochhaus Mitglied der Industrie und Handelskammer, zu dessen Vice-Präsident er berufen wurde. 1943 wandelte man diese Kammer in die Gauwirtschaftskammer um, und Brochhaus blieb im Präsidium als Mitglied ohne Geschäftsbereich. Nach eigenen Angaben in seiner Entnazifizierungsakte von 1948 trat er 1933, auf Druck des Staatssekretärs im Reichswirtschaftsministeriums Gottfried Feder, in die NSDAP ein und war von 1935-1939 Fördermitglied der SS. Weitere Mitgliedschaften waren DAF, NSV, Reichskolonialbund, Reichsluftschutzbund und Karl-Schurz-Vereinigung. 1938/39 wurde Brochhaus durch den Reichswirtschaftsminister Walther Funk, zum Wehrwirtschaftsführer ernannt und erhielt im Laufe des Krieges das Kriegsverdienstkreuz I. und II. Klasse. Weiterhin war man 1938 an der Arisierung der Julius Schindler Ölwerke Hamburg beteiligt. Auf Grund der vor dem Kriegsausbruch bestehenden Handelsbeziehungen zur Texas Oil Company, wurde Hans Brochhaus nach dem Kriegseintritt der USA, am 9.7.1942 als Verwalter über die Vermögenswerte der Company im Deutschen Reich und den besetzten Gebieten bestellt.

Werbeplakat Deurag-Nerag 1930-er Jahre

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In der Entnazifizierungsakte von Hans Brochhaus von 1948, befindet sich eine beglaubigte Abschrift einer Quittung - Rechtsanwalt Keller-Staub/ Zürich als Fotokopie vorliegend - , unterzeichnet von Hans Bernd Gisevius und Eduard Waetjen. Waetjen war Mitarbeiter von Gisevius, der als Vizekonsul 1940 an das Generalkonsulat in Zürich/ Schweiz versetzt wurde. Beide waren im Amt Ausland/ Abwehr im Oberkommando der Wehrmacht unter Canaris tätig und stellten Anfang 1944 eine Verbindung zwischen dem OSS in der Schweiz und der Widerstandsgruppe um Ludwig Beck her. Der quittierte Betrag belief sich auf 475.000,- Schweizer Franken und war auf den 10. Juli 1944 ausgestellt, zehn Tage vor dem Attentat am 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler in der Wolfsschanze durch Claus Schenk Graf von Stauffenberg.

Nach dem Kriegsende wurde Hans Brochhaus durch die britische Besatzungsmacht vom 22. Januar 1946 bis 1. November 1946 interniert. Sein Entnazifizierungsverfahren 1947/48 endete mit der Eingruppierung in die Kategorie: "IV./ tragbar". Konten und Vermögenswerte von Hans Brochhaus wurden nicht gesperrt oder beschlagnahmt, was vermutlich auf die Mitarbeit an der schwedischen OSS-Operation "POD" zurück zu führen ist.

Brockhaus-Plan (sic!) --- Brochhaus-Plan

Brockhaus-Plan (sic!) --- Brochhaus-Plan