August Rosterg

August Rosterg

August Rosterg

August Rosterg

Generaldirektor der Wintershall AG 1914-1945

Wenn man sich heute versucht der Person August Rosterg zu nähern, so ist der Wissensstand bis Anfang der 1930-er Jahre relativ gut dokumentiert. Dazu beigetragen haben sicher die Biographie von Prof. Dr. Manfred Rasch oder die etwas ausführlichere Darstellung von Patrick Bormann in:" Unternehmer in der Weimarer Republik". August Rosterg, der als zehntes Kind einer kinderreichen Bergarbeiterfamilie in nicht besonders wohlhabenden Verhältnissen aufwuchs und schon sehr früh zielgerichtet seine Bildung verfolgte. Seine Kompromisslosigkeit bei dem ihm gestellten Aufgaben zeigte er, nach Ausführungen von Bormann, bereits in einer seiner ersten Anstellung in Heringen. Als Betriebsführer, Rosterg war gerade Ende 20, hatte er mit Autoritätsproblemen zu kämpfen. Interessant ist die Tatsache, wie er diese entgegentrat, indem er seine Anweisungen nur noch schriftlich formulierte und sich damit jeder Diskussion entzog. Dieser rote Faden wird sich durch sein Leben ziehen.

Rosterg hatte bis zum Ende der 1920-er Jahre die Wintershall weitgehend mit Hilfe von Günther Quandt umgebaut und seine Stellung im Konzern manifestiert. Seinem rein wirtschaftlichem Denken ordnete er alles unter. So ist es auch nicht verwunderlich, das Rosterg eine straffere Wirtschaftslenkung Ende der 1920-er Jahre in verschiedenen Zeitungsartikeln forderte, die sich an den Bedürfnissen der Industrie zu orientieren hatte und politische Einflussnahme komplett außen vor lassen sollte. Seine große Angst vor bolschewistischen Umtrieben, Arbeiterstreiks und die Ablehnung einer parlamentarischen Demokratie veranlasste ihn frühzeitig sich an die neu aufkommenden Nationalsozialisten anzulehnen und zu protegieren. Seine Teilnahme an einer Beratung von Großindustriellen mit Hitler, am 26.1.1932 im Parkhotel in Düsseldorf, ist allgemein bekannt. Die daraus hervorgegangene Unterstützung der NSDAP und Mitgliedschaft im Keppler-Kreis (späterer Freundeskreis Reichsführer SS H. Himmler) auch. Anfang der 1930-er Jahre wendete sich Rosterg dem Erdölgeschäft zu. Ausgangspunkt war die Schlagwetterexplosion im Schacht Volkenroda die eine Erdölblase hervorbrachte. 1936 beginnt der Bau des Werkes Lützkendorf im Zuge des Vier-Jahresplanes. Die Verschärfung der Ausgrenzung der Juden in Deutschland, veranlassen die Erben des J. Petschek-Gruppe sich von Ihren Kohlefeldern im Geiseltal zu lösen. Dazu verhandeln sie mit Rosterg und der I.G.- Farben. Trotz seiner guten Vernetzung im Freundeskreis Reichsführer SS H. Himmler, kann sich Rosterg nicht gegen Flick (Duldung durch Göring) durchsetzen, der diese Verhandlung an sich reißt. 1938 kauft Wintershall über Flick letztendlich die Kohlefelder. Den mittlerweile 68-jährigen Rosterg begleiten seit Jahren gesundheitliche Probleme. Diese lässt er durch den Physiotherapeut Felix Kersten behandeln. Rosterg ist ein langjähriger Patient von Felix Kersten und von dessen Behandlungserfolgen so fasziniert, dass er ihm statt des geforderten Honorar von 5000,-RM einen Scheck über 100.000,- RM ausstellte, was Kersten 1934 zum Erwerb des Gutes Harzwalde verwendet haben soll. 1939 soll August Diehn, auf Anraten Rosterg's, Kersten H. Himmler vorgestellt haben. Kersten stieg zum persönlichen Physiotherapeuten H. Himmlers auf. Bei einem heftigen gesundheitlichen Anfall 1940, ließ Himmler nach Kersten rufen der ihn umgehend behandelte und seine Schmerzen eindämmte. Voller Dankbarkeit befand sich Himmler in einem schwachen Moment, was Kersten ausgenutzt haben soll und als Honorar die Freilassung eines Vorarbeiters August Rosterg verlangte, der sich auf Grund sozialdemokratischer Einstellungen in einem KZ befand. Der Generaldirektor der Wintershall bat Kersten um Fürsprache bei Himmler. Ebenfalls protegierte Rosterg Dr. Ernst Nagelstein, der im Werk Lützkendorf 1942-1944 dienstverpflichtet war. Nagelstein war Halbjude und setzte sich im März 1944 nach Paris, unter falschen Namen, ab. Später wird er noch eine Rolle bei der Suche nach der deutsche Atombombe spielen (ALSOS-Mission). Diese beiden Beispiele passen nicht so recht in das Bild, geht man von den Aussage Walther Funks in den Nürnberger Prozessen aus, die Rosterg als überzeugten Nationalsozialisten deklarieren. Auch ein Brief Fritz Kranefuß an Himmler vom 21.4.1943 (NUERNBERG MILITARY TRIBUNALS, Flick Case) wirft Fragen auf:

"...Wenn ich nach Ihren jüngsten Erklärungen, Reichsführer, nicht mit Ihrer eigenen Teilnahme an den Versammlungen des Freundeskreises rechnen kann, muss ich es als meine Pflicht ansehen, den Zirkel noch fester zusammenzuhalten. Ich kann nicht dulden, dass sich verschiedene Herren, wie zum Beispiel Herr Rosterg und andere, entschuldigen, indem sie begründen, dass der Reichsführer SS wahrscheinlich auch nicht da wäre. Wir müssen vielmehr nach dem Grundsatz handeln, dass eine Einladung der Reichsführer-SS als besondere Auszeichnung zu betrachten ist und aus diesem Grund akzeptiert werden muss, unabhängig davon, ob die Reichsführer-SS persönlich anwesend ist oder nicht. Wenn ich diesen Grundsatz nicht klar formuliere, d. H. Wenn ich ihn nicht durchsetze, besteht die Gefahr, dass die Einladungen des Reichsführers SS nicht ausreichend bewertet werden..."

Geht man jedoch von einer rein wirtschaftlichen Denkweise August Rosterg aus, so ist dies sicher eher zu verstehen. 1944 überredete Kersten, nach seinem Buch "Klerk en beul", Himmler für Rosterg ein Visum in die Schweiz auszustellen. Später wurde dieses Visum für das neutrale Schweden umgewandelt, da Rosterg 1944 Deutschland unbedingt verlassen wollte. Im schwedischen Reichsarchiv existiert ein Visumsantrag für Rosterg und sein Haushälterin/Sekretärin Martha Beyer vom Mai 1944 (Ankunftszeit voraussichtlich Juni 1944). Als Führsprecher fungierten Bankdirektor Jacob Wallenberg Senior (Enskilda Bank) und Arvid Richert (Schwedische Gesandtschaft Berlin). Grund der Reise nach Stockholm war eine Reorganisation der Vertriebsorganisation in Schweden. Rosterg reiste vermutlich im August-Oktober abermals nach Deutschland (Ankunft Generaldirektor Rosterg am Montag den 11.9.1944 und der Bitte um Zimmerbestellung im Hotel "Schwarzes Ross" in Naumburg, Telegramm an Wintershall; Werk Lützkendorf), bis er im November 1944 Deutschland endgültig verlies. Der Zeitraum zwischen Juni und November 1944 scheint wohl einer der spannendsten des 2. Weltkrieges zu sein. Hierzu muss man die Geschichte um den Schweden Eric Erickson (OSS Codename: "Red") kennen. Erickson war ein in Amerika geborene Schwede. Er begann seine Karriere auf verschiedenen Ölfeldern in Amerika und ging später nach Schweden zurück und stieg ins Ölgeschäft ein. Auf Grund seiner Geschäfte mit Deutschland geriet er nach Kriegsausbruch auf eine Schwarze Liste der amerikanischen Regierung. Bei einem Empfang 1939 in Stockholm, kam Laurence Steinhardt (US-Botschafter in Moskau) der sich auf der Durchreise befand, auf Erickson zu und bot ihm an seinen Namen von dieser Liste zu streichen. Als Gegenleistung wollte er Informationen über die deutschen Treibstoffwerke. Erickson ging im Endeffekt auf den Handel ein.

Der Coup, der als größter Coup des OSS im 2. WK bezeichnet wird, begann damit, dass Erickson den Deutschen den fiktiven Bau einer modernen und großen Benzinraffinerie in Schweden suggerierte. Diese sollte aus dem neutralen Schweden (Bombensicher vor den Alliierten!) das Deutsche Reich ausreichend mit Treibstoff versorgen. Dazu kontaktierte er seinen Geschäftspartner und Freund August Rosterg (OSS War Report- Operations in the Field). Rosterg war nach OSS Report einer der größten Quellen für Erkenntnisse um die deutsche Benzinproduktion. Rosterg muss in diesen Plan eingeweiht gewesen sein, da er mit Hans Brochhaus (Assistent Rostergs) und Horst Erich Reinhold August von Wunsch (Ölwerke Julius Schindler Hamburg) als Agenten bei der OSS- Operation "POD" No.:103 aufgeführt wurden.

Erickson war mit seinen Plan einer Treibstoffanlage in Schweden und seinen Ausführungen über dieses Projekt so überzeugend, dass Himmler ihm Dokumente ausstellte, die es Erickson erlaubten sich frei im gesamten Deutschen Reich zu bewegen. Hinzu soll ihm Hitler selbst Mobilität garantiert haben, durch ein uneingeschränktes Benzinkontingente. Erickson besuchte daraufhin mehrere Treibstoffwerke im Oktober 1944, um sich ein Bild über die benötigte Technologie zu machen, wie er vorgab. August Rosterg hat diese einwöchige Besichtigungstour für Erickson organisiert und reiste mit. Stephan Talty verweist in seinem Buch "The Secret Agent: In Search of America's Greatest World War II Spy" auf einen Bericht Erickson zu dem Werk der Wintershall A.G. in Lützkendorf: "...Dieses Werk ist nur noch zu 20% betriebsfähig...". Erickson kartografierte bei seinen Besuchen jede Anlage, benannte Anlagenteile und gab Einschätzungen über die Werke ab. Der OSS schickte die Berichte weiter an die 8. US Air Force, die dadurch genaue Zielbereiche in den Werken definieren konnte. 1958 verarbeitete Alexander Klein die Geschichte in seinem Roman "The Counterfeit Traitor", die 1962 verfilmt wurde und unter gleichem Namen als Film in die Kinos kam (Dt. Titel "Verrat auf Befehl").

"Mr. R und Mr. B" Operation -POD- OSS 1944

"Mr. R und Mr. B" Operation -POD- OSS 1944

In dem Film wird Rosterg von Baron von Oldenburg verkörpert (Ernst Schröder). Erickson (William Holden) erpresst seine Zusammenarbeit mit dem OSS, durch die Erwähnung der englischen Kriegsgefangenschaft seines Sohnes. Dies könnte durchaus der Realität entsprochen haben, denn August Rostergs Sohn Wolfgang war in britischer Kriegsgefangenschaft in dem Lager Devizes. In dem Lager wurde ein Plan geschmiedet zum Ausbruch, der aber aufgedeckt wurde und die Inhaftierten verlegt wurden. Wolfgang Rosterg kam ins Camp 21 nach Comrie. Dieses berüchtigte Schwarze Lager war für fanatische Angehörige der Waffen-SS, Falschirmjäger, U-Boot Besatzungen usw. reserviert. Wolfgang Rosterg glaubte aber nicht mehr an den Endsieg und tat dies offen kund, was ein Fehler in dieser Umgebung war. Am 23.12.1944 stirbt Wolfgang (*17.12.1909) in dem britischen Kriegsgefangenenlager Camp 21 Comrie durch fanatische SS- und Wehrmachtsangehörige, die bis zum Schluss an Deutschlands Endsieg glaubten und Wolfgang Rosterg als Kollaborateur sahen. Die britische Presse berichtet mehrfach darüber, was vermutlich August Rosterg oder auch sein schwedischen Geschäftspartnern nicht entgangen sein wird. Im Herbst 1945 werden 8 Deutsche vor ein britisches Militärgericht gestellt und fünf zum Tode verurteilt. Die darauf folgende Exekution war die letzte Massenhinrichtung in England.

August Rosterg wohnte ab Oktober 1944 in Belfrages Hotel & Boardinghouse, Blasieholmstorg, no.9, Stockholm laut Registrierungskarte der Schwedischen Ausländerkommission.

Laut dem norwegischen Historik-Professor Tore Pryser, hatte die schwedische Geheimpolizei 1945 Kenntnis darüber erhalten, das Rosterg zusammen mit Gilel Storch und Ottokar von Kniriem in Schweden Geldwäsche betrieb. Dies wurde jedoch von Storch und Kniriem immer bestritten. Quelle der Erkenntnis war der lettische Doppelagent Edgar Claus/ >>Schönemann<<.

August Rosterg änderte mehrfach vor seinem Tod in Stockholm sein Testament handschriftlich (5.6.1945, 8.8.1945, 9.8.1945) Dabei setzte er seinen verbliebenen Sohn Heinz Rosterg ein und widerrief dies zu Gunsten der Wintershall. Vermutlich ist im Sommer 1945 der Kontakt nach Deutschland komplett abgebrochen, da seine Änderungen den Zusatz enthalten: "...Falls mein Sohn Heinz Rosterg nicht mehr leben sollte,..." . Seine Tochter Dorethea ist hierin nicht erwähnt.

Am 13. November 1945 stirbt August Rosterg im Sarafimer Hospital in Stockholm.

Otto Gotsche autobiografischer Roman "Zwischen Nacht und Morgen" 1955, Kapitel IV über August Rosterg

Gotsche war von 1941 bis 1945 im Treibstoffwerk Lützkendorf der Wintershall AG beschäftigt und baute hier eine Widerstandsgruppe auf, die in den letzten Kriegsjahren zu den zahlenmäßig stärksten gehörte . Nach dem Kriegsende war Gotsche 1. Vizepräsidenten des Regierungsbezirkes Merseburg und wechselte 1947 als Ministerialdirektor ins Ministerium des Innern des Landes Sachsen-Anhalt. 1949 ging Gotsche nach Berlin, wo er in der Folge über zwei Jahrzehnte im engsten Umfeld Walter Ulbrichts arbeitete. Bis 1960 war Gotsche Ulbrichts persönlicher Referent und leitete dessen Sekretariat im Ministerrat, anschließend bis 1971 das Sekretariat des neugeschaffenen Staatsrates. Gotsche galt als Förderer der Bewegung schreibender Arbeiter der DDR.

In dem Film wird Rosterg von Baron von Oldenburg verkörpert (Ernst Schröder). Erickson (William Holden) erpresst seine Zusammenarbeit mit dem OSS, durch die Erwähnung der englischen Kriegsgefangenschaft seines Sohnes. Dies könnte durchaus der Realität entsprochen haben, denn August Rostergs Sohn Wolfgang war in britischer Kriegsgefangenschaft in dem Lager Devizes. In dem Lager wurde ein Plan geschmiedet zum Ausbruch, der aber aufgedeckt wurde und die Inhaftierten verlegt wurden. Wolfgang Rosterg kam ins Camp 21 nach Comrie. Dieses berüchtigte Schwarze Lager war für fanatische Angehörige der Waffen-SS, Falschirmjäger, U-Boot Besatzungen usw. reserviert. Wolfgang Rosterg glaubte aber nicht mehr an den Endsieg und tat dies offen kund, was ein Fehler in dieser Umgebung war. Am 23.12.1944 stirbt Wolfgang (*17.12.1909) in dem britischen Kriegsgefangenenlager Camp 21 Comrie durch fanatische SS- und Wehrmachtsangehörige, die bis zum Schluss an Deutschlands Endsieg glaubten und Wolfgang Rosterg als Kollaborateur sahen. Die britische Presse berichtet mehrfach darüber, was vermutlich August Rosterg oder auch sein schwedischen Geschäftspartnern nicht entgangen sein wird. Im Herbst 1945 werden 8 Deutsche vor ein britisches Militärgericht gestellt und fünf zum Tode verurteilt. Die darauf folgende Exekution war die letzte Massenhinrichtung in England.

August Rosterg wohnte ab Oktober 1944 in Belfrages Hotel & Boardinghouse, Blasieholmstorg, no.9, Stockholm laut Registrierungskarte der Schwedischen Ausländerkommission.

Laut dem norwegischen Historik-Professor Tore Pryser, hatte die schwedische Geheimpolizei 1945 Kenntnis darüber erhalten, das Rosterg zusammen mit Gilel Storch und Ottokar von Kniriem in Schweden Geldwäsche betrieb. Dies wurde jedoch von Storch und Kniriem immer bestritten. Quelle der Erkenntnis war der lettische Doppelagent Edgar Claus/ >>Schönemann<<.

August Rosterg änderte mehrfach vor seinem Tod in Stockholm sein Testament handschriftlich (5.6.1945, 8.8.1945, 9.8.1945) Dabei setzte er seinen verbliebenen Sohn Heinz Rosterg ein und widerrief dies zu Gunsten der Wintershall. Vermutlich ist im Sommer 1945 der Kontakt nach Deutschland komplett abgebrochen, da seine Änderungen den Zusatz enthalten: "...Falls mein Sohn Heinz Rosterg nicht mehr leben sollte,..." . Seine Tochter Dorethea ist hierin nicht erwähnt.

Am 13. November 1945 stirbt August Rosterg im Sarafimer Hospital in Stockholm.

Rosterg, August

Industrieller, * 22.2.1870 Massen (heute Unna, Westfalen), † 13.11.1945 Stockholm.
Genealogie
V Heinrich (1827 1903), Steiger in Niedermassen. S d. Johann Dietrich (1802 80),
Bergmann. Fahrhauer ebd.; M N. N.; # Dora Strauch (1873 1913); 3 K u. a. Heinz
(eigtl. Heinrich) (* 1904), Dr. iur., Vorstandsmitgl. d. Wintershall AG (s. W).
Leben
August Rosterg, zehntes von dreizehn Kindern einer westfälischen Bergmannsfamilie, besuchte die
Volksschule, arbeitete als Jungbergmann, absolvierte nebenbei die Bergvorschule, anschließend die Maschinenbauschule in Dortmund sowie 1890-93 die Bergschule in
Bochum. Der ihm als Jahrgangsbestem verliehene Preis ermöglichte ihm 1895/96 ein Studium an der Bergakademie Clausthal. Nach ersten Anstellungen als Steiger im Kalischacht Schüssel bei Salzgitter und als Betriebsführer des Kalkwerks Messinghausen (Sauerland) wechselte er 1898 als Betriebsführer zur
Kali-Bohrgesellschaft Wintershall der westfälischen Gewerken Heinrich Grimberg und Carl Julius Winter und brachte erste Mutungsbohrungen sowie anschließend den Schacht Grimberg bei Heringen/Werra trotz großen Wasserzuflusses erfolgreich nieder. Sein technisches Geschick, gepaart mit wirtschaftlichem Sachverstand, brachte der Kaligrube schnell ökonomischen Erfolg. Um 1906 zum technischen Direktor und 1914 zum Generaldirektor (seit 1918 auf Lebenszeit) des Kalibergwerks ernannt, baute August Rosterg die Firma zu einem hochrentablen Konzern aus, der in den 1920er Jahren andere Kalibergwerke (insgesamt 154) und deren Syndikatsquoten (Ende d. 1920er Jahre ca. 40%) angliederte und die Kaliförderung auf die leistungsstärksten Schächte mit den niedrigsten Kosten konzentrierte (u. a. Werk Kaiserroda b. Merkers als weltgrößtes Kalibergwerk mit modernen Weiterverarbeitungsbetrieben). 1921gründete er mit der "Dresdner Bank" die "Kali-Industrie AG", Kassel, als Finanzierungs- und Holdinggesellschaft, die 1929 in "Wintershall AG" umfirmierte. Seit dieser Zeit kapitalmäßig an dem verschachtelten Konzern beteiligt, verfügte er seit den 1930er Jahren zusammen mit Günther Quandt (1881 1954) über die Majorität. Der Konzern hatte eine beherrschende Stellung im Kalisyndikat (Rosterg war 1. stellv. Vors. d. "Dt. Kalisyndikats GmbH"). Rosterg schloß 1926 mit Frankreich ein Exportkartell ab. 1927 gründete er mit Peter Klöckner (1863 1940) die "Gewerkschaft Victor", Castrop-Rauxel, um als Außenseiter des Syndikats mit synthetisch hergestelltem Mischdünger aus Ammoniak und Kali in die Weiterverarbeitung der eigenen Rohprodukte zu höherwertigen Düngemitteln für die Landwirtschaft vorzudringen (1908/09 erste Sulfatfabrik b. Heringen). 1931 erweiterte Rosterg den Konzern um die heimische Erdölförderung einschließlich Erdgasgewinnung als zweitem wirtschaftlichen Standbein des Wintershall-Konzerns, wobei er in den
1930er Jahren auch in die Erdölverarbeitung (Gewerkschaft Elwerath, Gewerkschaft Dt. Erdölraffinerie) einstieg. Ausgehend vom Bergbau, hatte er in drei Jahrzehnten einen vertikal gegliederten Konzern vom Rohprodukt bis zur Weiterverarbeitung für die Sparten Kali und Erdöl aufgebaut. Rosterg gehörte zu den frühen Förderern der NSDAP, befürwortete 1932 die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler, war Mitglied im Keppler-Kreis bzw. im Freundeskreis des Reichsführers SS Heinrich Himmler und beteiligte sich an der NS-Aufrüstung (Fischer-Tropsch-Werke: Gewerkschaft Victor 1935, Lützkendorf 1936, Magnesiumelektrolyse Heringen 1935). Er war Aufsichtsratsmitglied in der 1941 gegründeten "Kontinentale Öl AG" zur Ausbeutung der Erdölquellen in der Sowjetunion. Ende 1944 setzte er sich nach Schweden ab|.
Auszeichnungen
Vors. d. Aufsichtsrats d. "Chemikalien-AG", Berlin; August-Rosterg-Haus in Kassel (1957).
Werke
Die Primäranlagen u. d. Hauptschachtfördermaschine d. Gewerkschaft Wintershall, Heringen a. d. W., in: Glückauf 42, 1906, S. 965-81; zu Heinz: Der dt.-franz.
Kalivertrag, Diss. Leipzig 1928.
Literatur
Wintershall AG (Hg.), Ansprache in d. Feierstunde aus Anlaß d. Enthüllung e. Büste d. Schöpfers d. Wintershall-Konzerns sowie d. Fertigstellung d. Gebäudes d. Hauptverw. in Kassel , gehalten v. Wilhelm Zentgraf, Vors. d. Vorstands d. Wintershall Aktienges., 1957; D. Hoffmann, Acht J.zehnte Gefrierverfahren n. Poetsch, 1962, S. 127; R. Vogelsang, Der Freundeskreis Himmler, 1972; D. Mehnert, Konkurrenz, Konzepte, Kieserit, Die Kaliind. im Werratal 1918-2002, 2002; R. Karisch u. R. G. Stokes, Faktor Öl, Die Mineralölwirtsch. in Dtld. 1859-1974, 2003, S. 144-46; Wenzel; Rhdb. (P); eigene Archivstudien; Wintershall AG.
Autor
Manfred Rasch
Empfohlene Zitierweise
Rasch, Manfred, " Rosterg, August", in: Neue Deutsche Biographie 22 (2005), S. 98-99 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/artikelNDB_pnd139279962.html 14. Oktober 2010 um 23:06:52 Uhr CEST Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

Freundeskreis Reichsführer SS in Dachau (Rosterg Bildmitte neben Flick)

Freundeskreis Reichsführer SS in Dachau (Rosterg Bildmitte neben Flick)

Quelle: KZ-Gedenkstätte Dachau